PRIVILEG

 

Mir ist absolut bewusst, dass ich mit meinem Körper und mit meinem Aussehen ein enormes Privileg besitze. Mein Aussehen ist etwas, das mir geschenkt wurde.

Ich kenne viele Geschichten von Frauen, die für ihr Aussehen und ihre Figur beschämt und beleidigt wurden und werden. Etwas, wofür sie nichts können. Etwas, was einfach nicht sein darf.

Ich wünsche mir so sehr, dass kein Mensch auf dieser Welt für sein Aussehen beschämt wird. Wie wir das schaffen? Indem wir an unserer eigenen Selbstliebe arbeiten. Denn je mehr wir mit unserem Körper und unserem Aussehen Frieden schließen, desto mehr werden wir auch andere Menschen akzeptieren. Denn oft beschäftigen wir uns doch nur mit anderen Körpern, weil es zu sehr weh tut, sich mit sich selbst zu beschäftigen.

 

Ich finde auch, dass Selbstliebe nicht bedeutet, sich jeden Tag wundervoll und schön zu finden. Das ist unmöglich. Wir haben immer mal gute, mal weniger gute Tage. Selbstliebe bedeutet für mich, mich selbst aus einem ganz anderen Winkel zu betrachten und den Fokus auf das zu legen, was ich an mir liebe. Dankbar zu sein für meinen Körper, was er alles leistet. Einfach immer wieder aufs Neue aus dem Selbstmitleid rauszukommen.

 

Falls dich das Thema Körper und Körperformen sehr belastet, dann lese bitte nicht weiter.

 

Das hier ist meine ganz persönliche Geschichte zu meinem Körper.

SO WAR ES

 

Meine Beine waren schon immer kräftiger und passten nicht zu meinem zarten Oberkörper. Bis ich 12 Jahre war, war mir das auch gar nicht bewusst. Es waren einfach Beide. Die mich durch die Welt trugen. Doch als meine Freundinnen sich zu vergleichen anfingen, fühlte ich mich unwohl. Mit Anfang zwanzig habe ich das erste Mal über eine Schönheits-OP nachgedacht. Die Brüste zu klein, die Waden zu dick. Ich fragte mich immer wieder, wer das entscheidet, was richtig und was falsch ist? Doch ich wollte so gerne auch so schön sein wie all die Frauen, die ich überall sah. Den Schritt zu einer OP wagte ich trotzdem nicht.

 

Mit Mitte Zwanzig wurde ich schwanger und damit änderte sich mein Körper extrem. Ich nahm sehr viel zu, weil ich endlich das Gefühl hatte essen zu können, was ich will. Ich war niemals jemand, der eine Diät einen einzigen Tag aushielt, aber ich versuchte trotzdem immer auf meine Ernährung zu achten.

Während der Schwangerschaft fühlte ich mich okay, weil ich wusste, dass es kein Dauerzustand war. Nach der Geburt und als ich wieder Sport machen durfte, fing ich an exzessiv Sport zu machen. Ich wollte so sehr wieder in meine alte Figur zurück. So sollte es doch auch sein, dachte ich mir und schaffte es ziemlich schnell wieder zurück. War ich dadurch zufriedener? Nein. Denn ich habe zwar an meinem Aussehen etwas verändert, doch ich konnte mich im Inneren immer noch nicht akzeptieren.

 

Als ich mit Yoga angefangen habe und immer wieder an meine Grenzen kam, spürte ich, dass ich etwas verändern muss. Ich verglich mich auch da ständig mit all den wunderschönen und gelenkigen Yogalehrerinnen und war immer nur frustriert, dass ich so nicht war. Dabei sollte Yoga mir Freude bereiten und meinen Körper kräftigen, anstatt ein ungutes Gefühl zu hinterlassen. Das war der Punkt, an dem ich beschloss etwas zu ändern. Denn ich selbst habe mir immer wieder eingeredet, ich sei dies und jenes nicht. Ich war so im Mangel, dass ich das Wunder gar nicht erblickte. Denn je mehr ich mich selbst kritisierte, desto weniger hatte ich einen Kontakt zu meinem Körper. Ich musste wieder lernen dankbar zu sein und wertzuschätzen, was ich alles kann.

WAS MIR HILFT

 

Ich habe angefangen, meinen Körper bewusster wahrzunehmen. Nicht einfach zu bewegen, sondern genau hinzufühlen. Zu tanzen, mich selbst zu umarmen. Dankbar zu sein für all die wunderbaren Dinge, die ich machen kann, dank meinem Körper. Ich habe voller Dankbarkeit meine zweite Tochter auf die Welt gebracht und ich konnte mit Liebe danach meinen Körper betrachten.

 

Auch jetzt hat sich mein Körper wieder etwas verändert und ich gerate manchmal an den Punkt, wo ich mich nicht schön finde. Da hilft mir die Fotografie. Meine Selbstportraits und Boudoir Fotos helfen mir, meine ganze Schönheit zu sehen. Ich habe so viel Freude dabei, Fotos von mir zu machen. Mich zu bewegen und meinen Körper bewusst einzusetzen.

Es gibt kein Ende


Wir gehen durch das Leben. Wir erleben Vieles und das alles hinterlässt Spuren auf unserem Körper. Wie soll es auch anders sein, wenn nicht so? Ich weiß, dass jede Veränderung da ist, um mich wieder aus neuem zu betrachten und aufs Neue mich lieben zu lernen. Dankbar zu sein und zu genießen, was da ist, anstatt etwas sein zu wollen. Das Leben ist immer im Wandel, so auch ich. Es gibt keinen: Ich bin angekommen und liebe mich für immer. Es ist ein ständiger Prozess.

 

Der Weg der Selbstliebe ist für mich immer wieder schön und spannend. Ich versuche daran zu wachsen und nicht zu zerbrechen. Ich versuche alle für ihre Einzigartigkeit und Schönheit zu feiern, anstatt mich zu Vergleichen.


Ich habe diesen Weg für mich gefunden, mich sexy, sinnlich, weiblich und kraftvoll zu fühlen durch Bewegung und Fotografie.

Ich wünsche dir vom Herzen, dass du diesen auch findest.

DaNKE


Danke lieber Körper, dass du mir zwei Kinder geschenkt hast. Danke lieber Körper, dass ich so viele wunderschöne Orte mit meinen Augen sehen darf. Danke liebe Hände, dass ich meine liebsten Menschen streicheln kann. Danke meinen starken Beiden, mit denen ich durch Wiesen und Felder laufe. Danke lieber Mund, mit dem ich singen und ich liebe dich sagen kann. Danke Körper, dass du meine Seele in dir sicher trägst.